Reutlinger Momente – Rückblick zum Innovationskongress G neu(n)
Einblicke und Rückblicke, Stimmen und Stimmungen, zum Innovationskongress G neu(n) in Reutlingen am 21. März 2025

Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer geht´s hier zu folgendem Formular
- Feedback
- Wunsch nach Vernetzung
- Anmeldung zum Newsletter und Kontakt zur Initiative Flexible Oberstufe
Auf die Frage, was der wichtigste Impuls war, den man aus Reutlingen mitnimmt, hier einige Auszüge:
- Mut fassen, die Freiräume zu nutzen und zu suchen
- Prüfungskultur vs. Lernkultur: Ich kann als Lehrkraft meine Gestaltungsspielräume nutzen
- Mut, Neues zu wagen und nicht gleich aus Angst vor irgendwelchen Verordnungen alles abzublasen.
- Relevanz einer Werte- und Demokratievermittlung auch im Kontext Tiefenstrukturen Unterricht
- die Hoffnung auf Vernetzung.
- Mut haben, Dinge ausprobieren, Erkenntnis, dass ich schon viel mache und dabei nicht allein bin
- Es gibt noch viel andere, welche an einer Veränderung von Schule und Gesellschaft arbeiten!
- Stundentafelöffnungsklausel nochmals ganz genau lesen; Politik will die Öffnung
- Mut neue Wege zu gehen und Regeln zu brechen
- Bildungsmodelle im Handwerk/ Angebote der Firma Heinrich Schmid
Eine Bildergalerie und das Tagungsprogramm hier
Pressemeldung Rückblick Innovationskongress G-neu-n in Reutlingen am 21.März 2025
G9 in Baden-Württemberg, Schulen auf dem Weg zum zukunftsfähigen Abitur
Anlässlich der Wieder-Einführung von G9 in Baden-Württemberg stellt sich die Frage, wie das Gymnasium zukunftsfähig umgestaltet werden kann. Dazu fand am Fr., d. 21.03.2025 in Reutlingen der „Innovationskongress G(neu)n“ mit 160 Teilnehmer*innen statt.
Unter dem Motto
„Gestaltungsspielräume nutzen“
ging es um eine neue Lernkultur, zukunftsfähige Formen der Leistungserbringung, die Möglichkeiten individueller Wege zum Abitur und die Unterstützung von Schulen auf dem Weg zur Innovation.
Neben zahlreichen Interessenten der betroffenen Schulen arbeiteten Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft an diesem wichtigen Thema. In vielen interessante Impulsen, Workshops und Podiumsdiskussionen wurden die entscheidenden Fragen und Ideen zur Zukunftsfähigkeit des Weges zum Abitur erörtert. Zudem gab es vielfältige Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung der Schulen untereinander.
Veranstalter der Tagung war die Initiative Flexible Oberstufe mit dem Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur. Die Tagung wurde maßgeblich gefördert durch die Fa. Heinrich Schmid und die Robert Bosch Stiftung.
Keine Rückkehr zum alten System
Alle Teilnehmer*innen waren sich darin einig, dass es keine Rückkehr zur traditionellen Oberstufe geben darf, die u.a. gekennzeichnet war (und ist) von einem einseitigen Verständnis von „Vergleichbarkeit“: Schüler*innen arbeiten zu festgelegten Themen, in festgelegten Lerngruppen und im gleichen Zeitrahmen, werden gleichzeitig, individuell und analog geprüft.
Die Teilnehmer*innen stellten fest: In den Schulen nimmt die Heterogenität innerhalb der Schülerschaft deutlich zu, Fragen der Digitalisierung einschließlich KI drängen in den Schulalltag, das Einzelkämpfertum von Schüler*innen, hervorgerufen durch einen individualisierten Leistungsbegriff, wird einseitig gefördert. Wichtige Forderungen der OECD, der Hochschulen und der Wirtschaft an die Absolvent*innen, wie Teamfähigkeit, interessegeleitetes Handeln und fachübergreifendes Denken bleiben ungehört. Dies führe zu einer großen Verunsicherung unter Schüler*innen, sagt Prof. Anne Sliwka, Bildungsforscherin an der Uni Heidelberg. Laut einer Umfrage bekundeten sie, am liebsten in einer vergangenen Epoche leben zu wollen. „Wir dürfen das Feld nicht den reaktionären Kräften überlassen.“, so Prof. Anne Sliwka.
Impulse für eine innovativen Weg zum Abitur
Die Teilnehmer*innen sind sich einig, dass sich das deutsche Schulsystem im Sinne einer Zukunftsfähigkeit verändern muss. „Studien zeigen, dass in Gesellschaften, die sich der Zukunft stellen, es den Menschen besser geht.“, sagt Prof. Anne Sliwka. „Wir brauchen ein systemisch zukunftsorientiertes Denken in der Schulpolitik.“ Sie belegt dies an beeindruckenden Beispielen u.a. aus Finnland und Singapur.
Ein erster Schritt dazu ist in Baden-Württemberg die neue „Stundentafelöffnungsverordnung“. Sie ermöglicht u.a., im Unterricht und in Projekten fächerübergreifend zu arbeiten und Gesamtstundenzahlen zu verändern. Schulen, die sich auf den Weg machen, sollen dezidiert unterstützt werden. „Innovative Initiativen dürfen nicht allein den Stiftungen überlassen bleiben,“ so Prof. Anne Sliwka, „staatliches Handeln muss über Innovationsklauseln Sicherheit im neuen Stil der Bildungsvermittlung geben anstatt durch die Rückkehr zu tradierten Formen.“
Konkrete Vorhaben zur Innovation an den Schulen
Von den teilnehmenden Schulen wurde konkret vereinbart, innovative Vorhaben in die Praxis umzusetzen, wie:
- Neue individuelle Lernwege zu installieren, in denen Kreativität, tiefgehendes Verständnis und kritisches Denken im Mittelpunkt steht („Deeper Learning“),
- Das Modell „Abitur und Gesellenbrief“ an der eigenen Schule umzusetzen,
- Die „Stundentafelöffnungsverordnung“ im Kontext des neuen G9-Gymnasiums in BW auszuloten und für Veränderungen zu nutzen,
- Das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschulen mit den formalen Setzungen der gymnasialen Oberstufe zusammenzubringen,
- Formen selbstgesteuerten Lernens als festen Bestandteil der Unterrichtszeit einzuführen,
- ein Konzept zu einer schuleignen Werte- und Demokratiebildung zu entwickeln.
Die große Mehrheit der Teilnehmer*innen empfand diese Tagung als ermutigend. Die zahlreichen Impulse und der intensive Erfahrungsaustausch bestärkten sie nach eigenem Bekunden, in ihren Schulen zukunftsorientierte Vorhaben anzuregen.